Und noch ein Rapper, der ein Buch schreibt. Muss das sein? Warum nicht. Schließlich schreiben gefühlt alle einen Roman oder eine Biografie, die irgendwas mit Medien zu tun haben. Und wenn man sich ständig anhören muss: Panik Panzer, wann kommt denn endlich dein Soloalbum? Dann setzt das auch einen Antilopen unter Druck. Vor allem, wenn der Bruder Daniel (Danger Dan) eine ziemlich erfolgreiche Platte an den Start gebracht hat. Somit wird aus einer Schnapsidee mit einem guten Freund am Tresen eine produktive Umsetzung. Und wenn dann noch ein renommierter Verlag die Zusage gibt, dann schreit es förmlich nach dieser Veröffentlichung, „Der beste Mensch der Welt“.
Ausgedachte Geschichten aus dem Leben eines doch eher verhaltensauffälligen Protagonisten. Vieles überzogen, aber sicherlich hier und da auch ein Fünkchen Wahrheit. Vor allem beim Zubereiten eines Rühreis versteht Tobias Pongratz aka Panik Panzer keinen Spaß. Langjähriger Freund und Weggefährte Martin Seeliger (Die Shitlers) erinnert sich nicht an alles, aber ergänzt die ganze Wahrheit mit seinem Wissen und launigen Erzählungen. Geschrieben wurde oft in Berlin, aber auch in Indien, Sri Lanka, St. Barth oder Berlin. Hauptsache das Essen war geschmackvoll. Und nun erzählen die beiden ihre Sichtweise und noch andere amüsante Anekdoten aus frühen Punk-Tagen. Es wurde viel gesoffen und viel vergessen, aber die Highlights bleiben für immer. Ach ja, Jacques Palminger und Axel Stein dürfen sich gerne für die Theater-Inszenierung hier melden, dazu aber später mehr.
Wir trafen uns an einem Montagabend leider nur online, weil Martin noch in San Francisco weilte. Nach anfänglichen Verbindungsschwierigkeiten meinerseits ging es dann auch endlich los.
Tobias: Hallo.
Hallo, du bist ja richtig pünktlich.
T: Normalerweise bin ich immer zu spät, aber heute habe ich mal auf die Uhr geschaut.
Und dann kommt auch schon der Martin dazu.
M: Hallo.
Guten Tag. Ich freue mich, dass es jetzt geklappt hat. Wie geht es euch denn?
M: Gut, danke.
T: Ich hatte leider einen stressigen Tag und der ist auch noch nicht vorbei, wenn wir hier gesprochen haben. Ich muss noch in unser neues Büro und da ein bisschen rumwerkeln, weil morgen die Handwerker kommen.
Oh je, du Armer.
T: Aber das soll jetzt nicht so klingen, als hätte ich keinen Bock auf dieses Gespräch.
Das ist gut. Wie lief denn bisher die Veröffentlichung eures Buches?
M: Gut. Das Buch hat viele Leute erreicht.
Ist das Feedback positiv?
T: Viele Leute finden das Cover auf jeden Fall gut. Ansonsten gab es leider noch keine richtigen Buchbesprechungen. Das dauert dann immer, bis die richtigen Kritiken rauskommen.
Gab es schon Rückmeldungen von Rappern?
T: Zum Glück noch nicht. Ich würde wahrscheinlich sofort Angst bekommen, falls sich da jemand auf den Schlips getreten fühlt.
Meinst du die Gefahr besteht, dass sich da jemand verarscht vorkommt?
T: Die Gefahr besteht nicht wirklich, weil wir uns ja nicht konkret auf irgendwelche Rapper bezogen haben.
Die Geschichten in dem Buch entsprechen ja eh nicht so ganz der Wahrheit. Wie seid ihr auf die Idee gekommen? Beim Bierchen in der Kneipe?
M: Ich glaube, ja.
T: Beim Spaziergang muss das gewesen sein. Ich könnte mir auch vorstellen, dass das irgendwo in Neukölln war. In meiner Erinnerung war es so, dass Martin zu mir meinte: Der Panik Panzer von den frühen Songs, den fand ich immer sehr gut. Aus diesem Gespräch heraus sind wir auf die Idee gekommen, dass man das eigentlich mal in ein Buch packen müsste. Da war auch noch gar nicht die Idee, dass wir das zu zweit machen, sondern Martin meinte, man müsste diese ganzen bescheuerten Typen aus meinem Umfeld zusammentrommeln und alle müssten dazu was beitragen. Glücklicherweise haben wir dann nicht so viele Leute dafür rangeholt und haben es zu zweit umgesetzt. Das war schon aus einer Schnapsidee heraus, aber immer schon mit dem Gedanken es beim riva Verlag zu veröffentlichen. Das war schon Grundvoraussetzung für dieses Projekt, wenn dann nur bei einem Verlagshaus, wo schon die ganzen anderen Rapper-Biografien herausgekommen sind. Ich habe ziemlich schnell eine Mail an den Verlag geschickt und auch ziemlich schnell eine Antwort bekommen, das Interesse besteht.
Und wie genau schreibt man das dann zusammen? Schreibt einer ein Kapitel und der andere ergänzt? Oder wie kann man sich das vorstellen?
M: Es gibt eigentlich ganz wenige Stellen in dem Buch, die entstanden sind, als wir beide am selben Ort waren. Die meisten Sachen, die geschrieben wurden, wurden vorher laut ausgesprochen.
Bei Facebook sah man euch auch manchmal zusammen sitzen mit Laptop und lecker Essen.
T: Martin hat da ja diese Serie, wie heißt die noch mal: Grüßt euch?
M: Hallo Freunde!
T: Ja, genau. Da zeigt er sich immer mit seinen Freunden und eigentlich kann man daraus gut einen Zeitstrahl rekonstruieren, wann wir mal was geschrieben haben. Immer wenn man uns dort mit ein oder zwei Laptops sieht, dann waren wir gerade am Werk.
M: Da könnte man im Nachhinein sicherlich mal konstruieren, wann welches Kapitel entstanden ist.
Und je mehr Alkohol im Spiel war, umso absurder wurden die einzelnen Kapitel?
M: Ich habe fast nie getrunken, vielleicht ein oder zweimal beim Schreiben. Und Tobi, der hat auf Fuerteventura ein bisschen nebenher getrunken. Der kann das besser dosieren als ich, da ging das. Eigentlich ist das ein Produkt von klaren Geistern.
Aber gut gegessen habt ihr nebenbei schon auch immer. Hier beim Schleckermäulchen müssen wir natürlich das Thema Essen ansprechen. Wenn ihr euch in Berlin trefft, dann geht ihr gerne Pizza essen, oder?
T: Wir waren oft im Il Casolare, in Kreuzberg.
M: Da ist, glaube ich, auch das erste Kapitel entstanden.
T: Dann waren wir auch beim Inder auf der Friedelstrasse und in der veganen Pizzeria auf der Hermannstrasse, La Stella Nera. Die meisten Texte entstanden aber dann doch auf Fuerteventura. Da habe ich dann eigentlich jeden Tag das gleiche gekocht. Reis mit Gemüse, Tofu und Limettensaft. Das hat Martin so gut geschmeckt, dass er mich gebeten hat, es jeden Tag zu kochen.
M: Das war so lecker, das habe ich geliebt.
T: Am ersten Tag habe ich was gekocht, da musstest du dich fast übergeben. Das weiß ich auch noch.
M: Echt? Das weiß ich gar nicht mehr.
T: Ja, da habe ich irgendwas versemmelt. Mir ist da was angebrannt und du meintest, es tut dir leid, aber du musstest dich danach fast übergeben. Du hast es dann auch nicht gegessen und deshalb war ich danach so besänftigt, dass du mein Essen dann immer mochtest.
M: Da kann ich mich wirklich nicht mehr erinnern. Ich neige aber eh dazu, mich vorwiegend an die positiven Dinge zu erinnern.
Und jetzt wart ihr auf Fuerteventura? Ich habe gelesen, dass es Ibiza war.
M: Das war ein Witz.
T: Das sollte ein Running Gag werden, dass wir in jedem Interview eine andere Insel nennen. Der Witz war dann nach zweimal aber auch wieder durch und deshalb sagen wir dann jetzt doch die Wahrheit.
Die Wahrheit ist auch, dass dieses Buch entstehen musste, weil immer nach einem Soloalbum von dir, Tobias, verlangt wurde oder wird. Kannst du das somit jetzt abhaken und wir rechnen eher noch mit der Verfilmung des Buches?
T: Ich würde es mir wirklich sehr wünschen, dass das Buch verfilmt wird. Ich glaube allerdings nicht daran, weil so ein Film doch sehr aufwendig ist. Das Buch ist wirtschaftlich nicht so erfolgreich wie andere Rapper-Biografien und deshalb wird sich da keine Filmproduktion interessieren. Was aber nicht ganz unrealistisch ist und das würde mir auch sehr gut gefallen, wenn es als Theaterstück inszeniert wird.Da arbeite ich auf jeden Fall dran.
Mit Lars Eidinger in der Hauptrolle, oder wer soll dich spielen?
T: Boah, nee. Nicht Lars Eidinger. Wie heißt denn dieser Schauspieler aus der „Bloch“-Serie? Warte, ich google das mal schnell… Dieter Pfaff.
Lebt der noch?
T: Gute Frage… Oh nein, der ist vor zehn Jahren schon gestorben.
M: Egal.
T: Ach, wie schade. Das war mir nicht klar oder ich habe es vergessen. Ok, dann nehme ich den anderen. Axel Stein.
M: Das wollte ich auch gerade sagen.
T: Der ist nur leider ganz dünn geworden.
M: Vielleicht kann er dafür dann wieder zunehmen?
Ist auch die Frage, ob der überhaupt Theater spielt?
T: Das ist egal. Es können auch Laienspieler dabei sein.
M: Ich fände das tatsächlich geiler als eine Verfilmung, wenn es ein Kammertheaterstück wird. So wie die manchmal bei 3Sat oder im Bayerischen Rundfunk tagsüber laufen.
Auch schön. Oder als Musical?
T: Es ist alles vorstellbar, aber das Kammertheaterstück halte ich tatsächlich für möglich. Musical ist wieder zu aufwendig. Da müssen Lieder geschrieben werden und die müssen geprobt werden. So ein Buch, das ist mal eben geschrieben. Das haben wir mit diesem hier ja bewiesen. Nach ein paar Tagen war es fertig, aber ein Musical oder ein Film, das dauert schon ein paar Tage länger.
M: Ein Kammertheaterstück mit unterschiedlichen Szenenbildern, die dann hin und hergetragen werden. Bei der Zeitreise im Buch stelle ich mir das gerade gut vor. Theater ist mit seinem bürgerlichen Geltungsdrang eine völlig überverfrachtete Kunstform, die ich total hasse. Irgendwie fände ich das gut, wenn man die noch ein bisschen besudeln und verballhornen könnte.
T: Das ist noch mal eine ganz andere Welt, als die Welt der Rapper-Biografien, wo wir dann auch so ungefragt vordringen würden. Da dann so ein bisschen Unruhe stiften. Das würde mir gut gefallen.
M: Theater nehmen sich auch so fürchterlich ernst mit ihrem Scheiss.
Ok, das ist doch mal eine Ansage. Also, ins Theater geht ihr nie?
T: Ich war neulich seit langem noch mal im Deutschen Theater und ich fand es einerseits total unangenehm, und zwar genau wegen dem, was Martin gesagt hat. Das waren so Dauerkarten-Besitzer. Die trinken ein Glas Wein und strahlen so viel Unsymphatie aus. Das Stück an sich fand ich eigentlich unterhaltsam. Das Medium Theater an sich ist eigentlich gar nicht so schlecht oder so langweilig, wie ich dachte. Das Problem sind eher die Theaterzuschauer.
M: Wer könnte denn Regie führen bei unserem Stück?
Thomas Ostermeier?
M: Wer ist das?
Der inszeniert an der Schaubühne. Da wo auch Lars Eidinger spielt.
M: Ich kenne Lars Eidinger und so gar nicht.
T: Ich würde mir Jacques Palminger wünschen
Das ist eine gute Idee. Wer weiß, vielleicht geht da ja noch was. Zurück zum Buch. Was macht eigentlich diese Faszination Rap aus? Du Martin beschäftigst dich seit Jahren sozialwissenschaftlich mit dem Genre und du Tobias, bist Teil einer Rap-Gruppe, der Antilopen Gang.
T: Ich bin ja wirklich Rap-Fan und habe mich Zeit meines Lebens ganz ernsthaft, ganz unironisch und ohne doppelten Boden sehr stark für Rap interessiert. Ich habe damals jedes Interview angeschaut und alles was es dazu gab. Das war wie so eine Daily Soap zu verfolgen und das hat mir gut gefallen. Ich habe dann auch irgendwann aus ernsthaftem Interesse angefangen Rapper-Biografien zu lesen. Das ist dann aber irgendwann gekippt, was auch damit zu tun hat, das die oft fürchterlich geschrieben sind. Und somit über Strecken schwer erträglich zu lesen sind. Das hängt auch bestimmt damit zusammen, dass Verlage gemerkt haben, egal was da drinnen steht, es wird gekauft. Das ist einfach nur ein weiteres Produkt, was sich ein Fan kaufen kann, um es ins Regal zu stellen. Mit dieser Entwicklung habe ich dann auch so eine ironische Faszination entwickelt, obwohl ich das eigentlich doof finde, aber es ist leider so. Und jetzt gefällt es mir in dieser skurrilen Welt der Bücher auch aufzutauchen.
Und was würdest du sagen, mit welcher Biografie sollte man anfangen?
T: Boah, da würde mich Martins Einschätzung interessieren.
Der hat gerade seine Kamera aus…
M: (aus dem Off) Ich komme gleich wieder
Guckst du da gerade in dein Regal?
T: Ja, genau. Hier steht zumindest ein Teil der Biografien. In welchem Sinne meinst du anfangen? Damit man dranbleiben will oder anfangen, damit man gleich einen Klassiker hat?
Vielleicht ein Klassiker oder ein Tipp für mich zum Beispiel, die noch nie eine gelesen hat.
T: In Interviews haben Martin und ich jetzt immer die von „Xatar“ („Alles oder nichts“) genannt. Also, wenn man eine lesen will, die auch spannend ist und ganz gut geschrieben, dann diese. Und wenn man einen richtigen Klassiker haben will, dann müsste das die Bushido-Biografie sein, die als erste überhaupt auf den Markt kam, wobei ich die zum Beispiel nicht fertiggelesen habe. Das wird dann schwer erträglich, wenn er von seinem Sexualleben spricht. Das berührt mich dann eher unangenehm.
Der hat doch auch so eine tägliche Soap im Fernsehen laufen mit seiner Frau und Kindern. Guckt ihr das dann auch?
M (inzwischen wieder da): Nee, das habe ich noch nie geguckt. Ich mag das nicht so gerne.
T: Ich habe da mal reingeschaut, aber da passiert mir zu wenig. Ich habe das Gefühl, das ist für so Leute, die gerne Sims spielen. Da gibt es wenig Highlights. Man kann dabei zuschauen, wie die mit ihren Kindern spielen.
Martin, was würdest du empfehlen, als Biografie-Highlight?
M: Auch Xatar, wie Tobi schon meinte. Aka Ausserkontrolle („Auf Staat sein Nacken: Nimm dir alles, was du kriegen kannst“) fand ich auch gut. Ansonsten sind die alle recht ähnlich. Xatar sticht da schon mehr heraus. Manuellsen („König im Schatten“) fand ich auch nicht schlecht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich auch aus dem Ruhrgebiet komme.
T: Die habe ich gar nicht gelesen.
Vom Ruhrgebiet ist es nicht weit nach Köln. Ihr beide hattet doch auch mal eine gemeinsame Zeit im Rheinland. Wie kam es dazu?
M: Zufall.
T: Genau, wir haben zufällig zur gleichen Zeit dort gewohnt.
M: Tobias ist da 2013 hingezogen.
T: Genau, Ende 2013.
M: Wir kannten uns aber auch vorher schon, vielleicht 2 Jahre oder so.
T: Eigentlich kennen wir uns aus dem Internet und haben uns mal zum Bier verabredet. Das lustige ist, während wir jetzt beide öffentlich über dieses Buch gesprochen haben, haben wir gemerkt, dass wir beide eigentlich nicht so Bock auf dieses Treffen hatten. Wir haben es aber trotzdem durchgezogen und das ist auch gut so, weil mittlerweile haben wir ein Buch zusammengeschrieben und sind lange befreundet. Ich weiß gar nicht, was zwischen diesem Treffen und der Zeit in Köln passiert ist. Ich habe irgendwann mitbekommen, dass Martin diese Band Die Shitlers macht, und dann haben wir uns ab und zu auf Konzerten getroffen.
M: Genau das war das. Wir haben immer irgendwas gemacht mit Musik. Ich weiß noch der eine Abend, wo wir Mülheim-Verbot hatten. Da waren wir bei einem Shitlers-Konzert im AZ-Mülheim. Da waren Kolja (Antilopen Gang) und Tobias zu Gast als Konzertbesucher und dann haben wir da vor dem Autonomen Zentrum in Mülheim in so einer Sperrmüll-Häufung randaliert. Da lag Sperrmüll herum und wir haben alles kaputtgeschlagen.
T: Ich glaube, wir wollten damit eine Straßensperrung errichten.
M: Irgendwie so, und dann kam jemand zu uns und meinte: Wir sollten damit aufhören, sonst haut er uns. Einer von uns, ich weiß nicht mehr wer, ist zu ihm gegangen und gesagt: Nee, machen wir nicht. Der Mann hat dann zugehauen und die Polizei angerufen. Dann kam die Polizei, die hat dann unsere Personalien aufgenommen und gesagt: So, Sie haben alle für heute Abend Mülheim-Verbot.
T: (lacht)
M: Dann mussten wir Mülheim verlassen und sind nach Bochum gefahren. Da waren wir im Intershop und haben Armdrücken gemacht.
Das war noch eine wilde Zeit.
M: Warte, es geht noch weiter. Wir haben uns nackt ausgezogen und auf Motorräder gesetzt. Das war ein bisschen heikel und hätten wir lieber nicht machen sollen.
Und dann noch Bochum-Verbot?
M: Nee, das hat zum Glück keiner mitbekommen.
Und dann gab es doch noch diese Geschichte mit dem Fahrrad auf der Venloerstr in Köln?
T: Ich weiß das gar nicht mehr so genau…
Wieso wisst ihr vieles nicht mehr so richtig? Habt ihr euch immer so zugeballert?
M: (nickt)
T: Ja, da kann man vieles dem Alkoholkonsum zuschreiben.
M: Das ist schon krass, was da damals gesoffen wurde. Das könnte ich heute nicht mehr (Neulich vor dem KaDeWe).
T: Angeblich habe ich das Fahrrad gegen eine Schaufensterscheibe geworfen, aber die Scheibe hat standgehalten zur Verwunderung aller. Da wurde dann noch viel darüber geredet.
Das wäre doch auch mal ein schönes Buchprojekt. Unsere Randale in NRW.
M: Haben wir ja alles vergessen.
Stimmt. Eigentlich hätten wir letzten Montag schon das Interview gehabt, aber da musste ich zu Robbie Williams. Das war Rosenmontag. Habt ihr früher Karneval gefeiert?
M: (Schüttelt den Kopf)
T: Ich schon. Ich bin ja in Aachen groß geworden und da gehörte es mit einem gewissen Alter dazu, dass man auf den Markt gegangen ist, sich betrunken und entweder Schlägereien zwischen Jugendlichen beobachtet hat oder sogar selbst in welche involviert war. Das ist mir dann auch irgendwann relativ schnell zu doof geworden. Mit Anfang 20 sind dann einige aus meinem Freundeskreis so Karnevals-Jecken geworden. Ich habe es einmal versucht, aber ich komme da nicht rein. Ich habe wirklich versucht, mich darauf einzulassen und nicht sofort zu sagen: Ah nee, das nervt mich. Ich habe es ausprobiert, aber ich habe mich da nicht wohl gefühlt.
M: Bei mir ist das genauso.
Muss man auch nicht mitmachen. Bei Aachen fällt mir noch was ein, um auch mal wieder auf das kulinarische Thema zurückzukommen. Kennst du den Sauerbratenpalast?
T: Nee, den kenne ich nicht.
Das solltest du vielleicht mal ausprobieren. Es ist zwar schon lange her, dass ich da war, aber das war immer sehr beliebt und man stand draußen in der Schlange, um einen Platz drinnen zu bekommen.
T: Wo ist der denn? Muss ich gleich mal gucken.
Die Besitzerin war immer sehr nett und hat mit echtem Öcher Dialekt gesprochen. Sehr urige Atmosphäre und der Sauerbraten war sehr lecker.
T: Jetzt machst du mich aber neugierig… Auf der Vaalser Str. ist der…
M: Der Rapper Cashmo redet auch darüber.
T: Echt?
Kommt der auch aus der Gegend? Na, dann muss man erst recht da mal hin. In eurem Buch geht es auch um das perfekte Rührei. Das entspricht wahrscheinlich auch nicht der ganzen Wahrheit.
T: Doch, das ist ernstgemeint.
Magst du das Rezept verraten? Der Kniff wird am Ende des Buches erzählt.
T: Man kann das relativ gut zusammenfassen und ich verrate das gerne. Mich nervt es total, wenn Leute Rührei machen und da so ganz viel Zeug reinschnippeln. Ich könnte Schnittlauch gerade noch so ertragen, aber das finde ich auch schon nervig. Leute machen da ja auch Pilze und sowas rein und ich finde, Rührei sollte nur aus Eimasse bestehen. Dann habe ich in meinem Leben gelernt, dass es unheimlich wichtig ist, das Ei lange zu rühren, also zu schlagen. Man darf da nicht nachlässig sein und es so lange schlagen bis sich Eiweiß und Eigelb ordentlich verbunden haben. Und jetzt kommt das Allerwichtigste. Das Rührei muss man mit brauner Butter anbraten und dann ist der Geschmack perfekt. Also auf keinen Fall in Öl oder so. Braune Butter. Da schwöre ich drauf.
Ah, klingt auch gut. Ich werfe die Eier mit der Butter immer gleichzeitig in die Pfanne und dann wird es in der Regel schön fluffig. Nach Jamie Oliver.
T: Ja, es darf auf keinen Fall zu trocken werden. Ich brate es demnach auf einer Seite an und wende es dann in der Pfanne und dann aber auch mit weniger Power. Dann hast du innen drinnen, diese kleinen flüssigen Eitaschen und dann ist es auch nicht trocken. Außen fest und innen weich.
Dann ist es eher wie ein Omelett?
T: Ja, es ist nahe einem Omelett, aber in einer anderen Form.
Muss ich mal ausprobieren. Sorry, Martin. Das ist gar nicht dein Thema. Du als Veganer vermisst wahrscheinlich keine Eier auf deinem Speiseplan?
M: Ich könnte es essen, wenn ich es wollte, aber ist nicht so wichtig für mich.
Oh, jetzt ist Tobias eingefroren. Die Zeit ist eh fast rum, aber ich wollte noch ein Foto machen.
M: Ich schreibe ihm, dass er noch mal reinkommen soll.
Und was machst du jetzt noch? Wieviel Uhr ist es bei dir?
M: Kurz vor eins und ich gehe jetzt ins Büro.
Wo genau bist du nochmal?
M: In San Franzisco, in Berkeley.
Das sah auf den Bildern sehr schön aus. Gefällt es dir?
M: Es ist sehr schön, aber langsam reicht es auch.
Du kommst zur Lesereise ja bald wieder nach Deutschland?
M: Richtig. Ich habe das Wintersemester hier verbracht und jetzt ist dann auch gut. Ich will wieder nach Hause.
Ah, da kommt Tobias noch mal. Hallo. Wir haben noch eine Minute Zeit für ein Foto und dann lasse ich euch in Ruhe. Bitte lächeln. Super. Ich danke euch. Macht es gut und ich schicke euch den Link.
M: Ich bin gespannt darauf. Danke dir.
T: Vielen Dank. Macht‘s gut!
Bildquellen
- cover: Panik Panzer, Martin Seeliger
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