Patrick Joswig: „Ich freue mich jedes Jahr auf Sauerbraten“!

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Musik und Essen passen zusammen, wie… „Arsch auf Eimer“, so lautet die spontane Zusammenfassung zum kulinarischen Thema von Schauspieler und Autor Patrick Joswig („Junges Licht“, „Das Weisse Rauschen“).

Er lebt in Berlin und pendelt beruflich regelmäßig zwischen Ruhrpott und Hauptstadt. In Wattenscheid geboren, besuchte er die Schauspielschule in Bochum und ist seitdem in vielen verschiedenen Filmen und TV-Produktionen zu sehen. Patrick ist ne richtige Ruhrpott-Jung, aber kein Karnevals-Jeck. Das und einiges mehr erfuhr ich bei unserem Interview am 11.11. (für alle Nichtjecken, da beginnt die Karnevalszeit). Da traf ich ihn in einer gemütlichen Eck-Stube in Berlin. Hier plauderten wir über Currywurst zum Frühstück, Sauerbraten und das traditionelle Gänsereiten in Bochum. Ich dachte ja, die Kölner haben einen Knall, was ihren Karneval und die Nubbelverbrennung vor Aschermittwoch (Veilchendienstag) angeht. Die Bochumer bzw. die Stadtteile Wattenscheid-Höntrop und Sevinghausen toppen aber noch mal den ganzen Irrsinn mit ihrer Gänsereiten-Tradition. Vorsicht, nichts für schwache Nerven! Patrick ist auch kein Fan dieser Tradition. Er isst lieber Martinsgans. Sowieso kocht er sehr gerne, liebt Currywurst aus Wattenscheid und lecker Sauerbraten von der Mutti.

Feierst du Karneval?

Patrick: Nein, gar nicht. Das liegt aber wahrscheinlich auch ein bisschen an meinem Job. Ich verkleide mich da ja genug. Da muss ich mich nicht noch mal extra verkleiden. Früher fand ich Karneval aber super. Ich bin auch gerne mal als Prinzessin gegangen. Oder auch als Prinz und Peter Pan.

Früher war das alles ja auch noch ein bisschen netter, oder?

Patrick: Naja, da hat man halt nicht mitbekommen, dass alle besoffen waren. Deshalb mag ich Berlin auch so gerne. Hier feiert man keinen Karneval.

Nee, hier säuft man immer…

Patrick: Ja, oder beim Karneval der Kulturen. Das ist aber auch furchtbar.

Allerdings. Mal weg von den schlimmen Themen. Was gab es bei dir heute zum Frühstück?

Patrick: Currywurst (grins). Ich war noch bei einem Casting und hab mir dann am Rosenthaler Platz (Curry Mitte) eine geholt. Die sind super da. Curry 36 am Mehringdamm finde ich ja gar nicht so gut.

Wo gibt es die beste Currywurst? Im Pott oder in Berlin?

Patrick: In Wattenscheid Günnigfeld, der Dorf Imbiss. Die machen eine gute Sauce, ohne Ketchup. Mehr so eine Basis aus Bratensoße, glaube ich. Sonst sind die Currysaucen immer so süß. Als ich nach Berlin gezogen bin, fand ich die Wurst hier schon großartig, aber so nach den ganzen Jahren muss ich sagen, weiß ich meine Currywurst schon zu schätzen.

Wie lange bist du jetzt schon in Berlin?

Patrick: Sieben Jahre.

Aber du pendelst oft noch berufsmäßig hin und her?

Patrick: Ja, das ist ja auch das Gute. Es ist egal, wo ich wohne. Irgendwo karren die mich halt immer mal wieder hin. Zwischendurch halt auch ins Ruhrgebiet. Kürzlich war ich auch nochmal da, weil ich mit Wölfi (Die Kassierer) eine weitere Folge von seinem Internet-Imbiss gedreht habe.

Ah ja, diese Kochshow im Internet

Patrick: Es hat nicht wirklich was mit kochen zu tun. In der nächsten Folge machen wir Mettplätzchen. Wölfi fand’s lecker. Ich nicht.

Der Wölfi kommt auch aus Wattenscheid?

Patrick: Nee, der wohnt da nur.

Und wenn du mal keine Currywurst morgens isst, dann…

Patrick: Frühstück finde ich super. Im Hotel auch gerne English Breakfast. Tucholsky-Frühstück kann auch mal passieren. Das gibt es bei uns in Bochum und besteht aus einer Gauloise, einem Kaffee und einer Aspirin.

Wenn du unterwegs bist, isst du dann auch mal im Speisewagen?

Patrick: Ich muss ehrlich sagen, ich bin meistens zu geizig für das Essen, weil es nicht wirklich lecker ist. 5 Euro für zwei Körnerbrote mit Salami, Käse oder Kochschinken… Furchtbar. Man weiß gar nicht, was man sonst da holen soll. Die Baguettes sind meistens ausverkauft, die gehen noch, obwohl die Remoulade auch voll chemisch schmeckt. Dann lieber ab und zu McDonalds. Das ist immer noch das Beste nach einem Kater, weil es auch das Einzige ist, was drinnen bleibt. Das ist ganz komisch. Wahrscheinlich denkt der Körper, das ist kein Essen, sondern der Magen ist einfach nur voll und hat nichts mit Essen zu tun (lacht).

Aber in Berlin gibt es doch so viele Burger-Buden…

Patrick: Die sind natürlich viel besser, klar. Berlin Burger International auf der Pannierstrasse finde ich ziemlich gut. Sehr viel besser, als Lillyburger. Der ist nur teuer und nicht so lecker.

Ja, wenn man da reinkommt…

Patrick: Stimmt. Ist auch mittlerweile immer brechend voll. Aber einen kleineren Laden hätte sie sich da auch nicht suchen können, ne.

Also, Fleisch ist dein Gemüse?

Patrick: Nee, das ist übertrieben. Ich esse schon gerne Fleisch, aber es muss nicht aus dem Konsum stammen. Gutes Fleisch ist schon teuer. Eigentlich bin ich ein Omnivore.

Wie ist das, wenn du bei Dreharbeiten bist? Ist das Catering in der Regel gut?

Patrick. Das Catering ist in meistens gut. Das beste Catering hatte ich bei den Dreharbeiten zum „Das Weisse Rauschen“, weil da hat der Koch immer Joints gebaut. Damals habe ich noch gekifft mit 20, aber jetzt nicht mehr. Und damals gab es immer Becher mit gedrehten Joints zum Essen. Das fand ich super. Im Großen und Ganzen machen die immer einen Bombenjob.

Welche Projekte stehen bei dir gerade an?

Patrick: Ich drehe nächste Woche einen „Polizeiruf 110“ aus Magdeburg und da treffe ich meinen ehemaligen Mitschüler von der Schauspielschule, der mittlerweile beim Polizeiruf Kommissar ist und mich natürlich ausfragt. Darauf freue ich mich schon sehr.

Kochst du denn selber gerne?

Patrick: Ja, sehr gerne. Für mich alleine eher selten, aber wenn, dann sehr gerne. Ich behaupte sogar, dass ich gut kochen kann.

Gibt es ein Leibgericht aus deiner Kindheit?

Patrick: Ich freue mich jedes Jahr auf Sauerbraten.

Das gibt es zu Weihnachten?

Patrick: Dafür lohnt es sich, nach Hause zu fahren.

Aus Pferd oder Rind?

Patrick: Rind. Ich habe da aber keine Skrupel. Ich esse auch Pferd.

Ursprünglich ist Sauerbraten doch auch aus Pferd. So lange es kein Gammelgaul ist.

Patrick: Im Ruhrgebiet gibt es, glaube ich, noch Wochenmärkte, die da mit ihren Pferdefleischwagen stehen.

Ich kann da ja immer nur den Sauerbratenpalast in Aachen empfehlen. Als ich noch Fleisch gegessen habe, war das ein sehr leckeres und besonderes Erlebnis. 

Patrick: Das klingt gut. Ich würde Sauerbraten jetzt nicht als mein Leibgericht bezeichnen, aber zu Weihnachten gehört das dazu und ist immer ein guter Grund, die Mutti wiederzusehen. Den macht sie auch ziemlich gut. Der wird tagelang in Essig eingelegt und Rotwein…was ist denn da noch drinnen? (überlegt kurz) Piment, Senfkörner, Nelken…und noch irgendwas…

… Printen?

Patrick: Ja, die kommen später in die Sauce. Ich koche ja zum Beispiel sehr gerne Bolognese und da stelle ich mir auch den Wecker, um den Topf regelmäßig umzurühren. Die muss ja eigentlich so 12 Stunden kochen.

Wow, das hört sich professionell an.

Patrick: Deshalb mache ich die auch nicht so oft.

Wenn du kochst, hörst du dann auch Musik dabei?

Patrick: Nee, kochen hat für mich was Meditatives. Ich mag es, wenn sämtliche Schüsseln vor mir stehen mit allen Zutaten, kleingeschnibbelt. Ich kann dabei total gut abschalten. Da braucht mir auch keiner zu helfen, das finde ich dann auch eher blöd.

Na, so ne Schnibbelhilfe finde ich ja schon ganz gut. Der/die muss dann aber in einer Ecke sitzen und die Klappe halten!

Patrick: Klappe halten. Das ist ein gutes Stichwort (lacht). So geht es mir auch. Ja, Schnibbelhilfe ist ok, aber ganz schlimm sind ja so Leute, die es nicht abwarten können, z.B. bei der Bolognese und sagen „Ist doch gut so. Können wir jetzt endlich essen…“

Weihnachten fährst du also regelmäßig nach Hause?

Patrick: Ja. Das Gute ist ja, dass man dort dann noch viele Freunde trifft, die dann auch nach Bochum müssen. Dann gibt es meistens Heiligabend ein großes Wiedersehen im Intershop.

Was kommt bei dir niemals auf den Tisch?

Patrick: Innereien, außer Leber. Knusprig gebratene Hähnchenleber mit Zwiebelringen, gebratenen Apfelringen und Kartoffelpüree. (Hmmm) Hirn und so was aber nicht. Kann ich mir zumindest nicht vorstellen. Wahrscheinlich schmeckt es ja sogar.

Kannst du denn auch Backen?

Patrick: Nee, ich hab es aber auch noch nicht so oft versucht. Ich bin aber auch nicht so der Süße, eher salzig-sauer. Deswegen auch Sauerbraten. Alles was sauer ist, finde ich super. Wenn es mir ganz schlecht geht und ich kein Geld habe, dann reicht mir auch Linsensuppe mit ganz viel Essig.

Isst du gerne vor der Glotze oder lieber am Tisch?

Patrick: Also, vor der Glotze isst man mehr, weil man es nicht mitbekommt. Ich sitze schon gerne am Tisch. Finde ich auch schöner, zumal ich auch gar keine Glotze habe. Ich vermisse es auch gar nicht. Ich bin auch immer damit aufgezogen worden, dass ich immer nur Phoenix gucke. Ich habe mir vor 7 Jahren dann mal so einen großen Flachbildschirm gekauft, der steht allerdings noch in Bochum. Wenn ich da bin, gucke ich viel. Ich kenne alle Hitler-Dokus.

Sitzt du beim Essen im Restaurant lieber nebeneinander oder gegenüber?

Patrick: Gegenüber. Naja, es hängt natürlich von der Person ab, mit der man Essen geht. Also, wenn man sich lange kennt, kann man natürlich auch nebeneinander sitzen, um über die anderen Leute zu lästern. Wenn man jemanden kennenlernen möchte, dann setzt man sich gegenüber, würde ich sagen. Ich finde es schon schöner, wenn man sich in die Augen schauen kann.

Gibt es einen Prominenten, mit dem du gerne mal zusammen essen gehen möchtest?

Patrick: Ja, klar. Mein großes Idol ist Bill Murray. Den habe ich auch mal kennengelernt. Aber da war ich so betrunken und hab soviel Mist erzählt, dass er sich einfach umgedreht hat und wortlos weggegangen ist. Aber ich habe ein Autogramm von ihm. Es ist der einzige Schauspieler, von dem ich ein Autogramm habe. Sonst würde ich aber auch nie jemanden fragen. Mit ihm würde ich gerne mal essen gehen.

Der singt doch auch und war hier in Berlin, oder? Warst du da?

Patrick: Nee, hier findet immer soviel statt. In Berlin verbasel ich immer die Hälfte. In Bochum bekommst du eher mit, wenn da mal was passiert, aber hier ist ja jeden Abend was.

Was für Musik hörst du gerne?

Patrick: Eigentlich querbeet, aber ich habe schon eine Affinität zu French House. Justice und Daft Punk finde ich schon ziemlich gut. Aber im Moment höre ich eigentlich nur The Pogues.

Musik und Essen passen zusammen, wie…

Patrick: Arsch auf Eimer… (lacht)

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Vielen Dank für das schöne Interview.

Bildquellen

  • patrick-joswig_credit-sabrina-richmann: Sabrina Richmann

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